
„Kenia ist auf dem Stand wie Großbritannien vor 500 Jahren! Da funktioniert halt keine normale Demokratie“
So dachten tatsächlich viele weiße Siedler vor und während der Zeit der Aufstände. Lange lebten Einheimische und Siedler sogar recht gut nebeneinander her. Doch Enteignung von Land und Bevormundung, sowie die Unabhängigkeitsströmungen in vielen anderen afrikanischen Ländern, brachten das Fass zum überlaufen. Die letzten zehn Jahre der Kolonialherrschaft waren damit auch die blutigsten. Die Mau Mau – Bewegung war die treibende Kraft des bewaffneten Widerstands. Doch sie verlor sich in militanten Zügen, brachte sogar mehr Einheimische als weiße Siedler um. Doch sie ebnete einen Weg, der das ganze Land zum Widerstand bewegte. Und damit den Weg in die Unabhängigkeit.
Fazit nach 50 Jahren Unabhängigkeit
Kenia hat viel erreicht. Doch es gibt auch Verlierer. Vor allem die, die wirtschaftlich wieder einmal leer ausgegangen sind und damit auch politisch ungehört bleiben. Viel von dem Land, das die Siedler enteignet hatten, ist nicht unbedingt an diejenigen zurück gegangen, die es vorher verloren hatten. Das Machtvakuum hat auch die Nachfolger der Briten dazu verleitet, ihre Macht über Ressourcen, Landverteilung und ethnische Anhängerschaft zu mobilisieren und sie sich so zu sichern. Doch das Land ist ein Stabilitätsfaktor in der Region. Die IT-Branche wächst und wächst und so auch die Mittelschicht. Gleichzeitig werden aber auch Korruption und Arbeitslosigkeit auf längere Sicht noch Teil der größten Probleme bleiben. Afrikanischer Stolz und Nationalgefühl bahnen sich den Weg. Der Stolz Kenianer zu sein ist größer denn je. Diejenigen, die jedoch für die Unabhängigkeit gekämpft haben, haben von ihrem Land wenig dafür zurück bekommen.
Des Verhältnis zum Westen

Auch während der Feierlichkeiten zu Unabhängigkeit beherrscht das Land ein Thema: der Prozess gegen Kenyatta vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Denn er ist symbolträchtig für das Verhältnis zwischen Kenia und dem Westen, aber mehr und mehr auch für das Verhältnis zwischen Afrika und dem Westen.
Das Verhältnis zum Westen ist gerade wieder etwas angespannt. Der neue Präsident Uhuru Kenyatta und auch viele andere Staatsoberhäupter Afrikas sehen sich unter den Fittichen des Westens. Nicht nur die Rhetorik der Staatsoberhäupter, sondern auch die der normalen Bürgern verrät, dass sie viele westliche Institutionen wie den Strafgerichtshof in Den Haag eher als ideologisch, denn gerecht empfinden. Denn die meisten westlichen Mächte haben sich dem Gericht entzogen, können also nicht angeklagt werden. Das mindert die Glaubwürdikeit. Zudem finden vor allem viele Kenianer, dass mit Kenyatta und Vizepräsident Ruto die Falschen angeklagt seien. Zu Zeiten der Unruhen nach den Wahlen 2007/2008 waren sie nicht an der Macht. Viele glauben daher, dass der damalige Präsident Kibaki und Herausforderer Raila Odinga, die wahren Strippenzieher der Gewaltexzesse gewesen seien. Doch sie scheinen letzenendes mächtig genug, um sich aus der Affäre zu ziehen. Den Kenianern ist dies ein Beweis dafür, dass eine bestimmte Machtfülle Immunität garantiert und am Ende wieder einmal nicht die zur Rechenschaft gezogen werden, die sich hätten verantworten müssen.